Die Mathematik und das Göttliche

Auf das Buch Die Mathematik und das Göttliche von Clifford A. Pickover war ich sehr gespannt. Pickover ist einer meiner Lieblingsautoren und hatte in anderen Bänden gezeigt, daß er spannend und unorthodox an selbst komplizierteste mathematische Probleme herangehen kann und sie dem Laien wie auch dem Fachmann spannend und verständlich aufbereitet. Um so enttäuschter war ich nach der Lektüre.

  1. Der Band beinhaltet kaum etwas Neues. Fast alle im Buch behandelten Sujets sind in einem der früheren Bücher von Pickover schon einmal aufgetaucht, die meisten in seinem letzten, schon etwas schwächeren Keys to Infinity.
  2. Sie sind mit einer Mystik und Religiösität verbrämt, die Zweifel am Geisteszustand des Autors aufkommen lassen. Manchmal habe ich den Eindruck, Pickover veralbert uns, die meiste Zeit aber hat der Leser den Eindruck, er meint es Ernst. Mathematik als Gottesbeweis sollte aber eigentlich langsam aus der Mode kommen.

Das einzig Witzige an dem Band ist die Rahmenhandlung, die den Chefhistoriker eines intergalaktischen Museums und einen Alien mit diamantverstärktem Exoskelett aus der Zukunft mit Hilfe einer Zeitmaschine durch die Geschichte der Mathematik reisen lässt, von Pythagoras (wo sich der Chefhistoriker ausgerechnet in die Frau des Philosophen verliebt) bis hin zum Ende der Welt. Aber schon die Stationen der Reise, Phytagoras, Raimund Lullus, Stonehenge und das »Ende der Zeit« zeigen, daß es dem Autor mehr um Mystik denn um Mathematik geht. Auch er versucht, uns vor dem Frühstück schon an unmögliche Dinge glauben zu lassen. Schade, es hätte ein schönes Buch werden können, so ist es ein Ärgernis geworden.

Christoph Pöppe hat ehrlicherweise das Buch in Spektrum der Wissenschaften, also im eigenen Verlag, gebührend verrissen und so bleibt mir nur, die Verlagsmacher daran zu erinnern, daß neben diesem Schnellschuß noch einige von Pickovers »guten« Büchern nicht auf Deutsch erschienen sind, so z.B. Mazes For The Mind und Computers, Pattern, Chaos And Beauty. Mit dem vorliegenden Band haben sich weder der Autor noch der Verlag einen Gefallen getan.

Bibliographische Angaben

  • Clifford A. Pickover: Die Mathematik und das Göttliche, Heidelberg (Spektrum Akademischer Verlag) 1999 (Deutsche Ausgabe von The Loom of God: Mathematical Tapestries and the Egde of Time, New York (Plenum Publishing Corp.) 1997)



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